Wenn die Leute in Bremen, Oldenburg und Ostfriesland bei nasskaltem Wetter gutgelaunt durch die Marsch laufen und einen mit Getränken gefüllten Bollerwagen hinter sich herziehen, dann ist Kohlzeit. Die Kohlfahrer feiern Karneval auf norddeutsch, und Höhepunkt ist zum Abschluß ein opulentes Grünkohlessen.
Grünkohlzeit ist von November bis Februar, und die Palme des Nordens ist in der Tat ein ganz formidables Gemüse. Der Kohl ist sehr genügsam, gedeiht prächtig im Winter und hält auch Temperaturen von -10°C aus. Sind die Temperaturen über einen längeren Zeitraum niedrig, dann entwickelt sich auch das charakteristische süße Aroma. Grünkohl ist vollgepackt mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Ballaststoffen. Er enthält mehr Vitamin C als eine Zitrone, und nicht zu unrecht wird er mit seiner hohen Nährstoffdichte auch als Superfood bezeichnet.
In Bremen wird das Wintergemüse im übrigen Braunkohl genannt. Warum, das weiß man dort allerdings auch nicht so genau. Theorien, die beispielsweise etwas mit Braunschweig oder Braunkohle zu tun haben, sind längst widerlegt. Am plausibelsten erscheint mir ein Erklärungsansatz eines Bremer Marktverkäufers, nach dem es früher einige eher braungefärbte Kohlsorten gab, die jedoch weniger wohlschmeckend waren, und bereits vor Jahrzehnten vom Markt verschwunden sind.
Wie dem auch sei, hier kommt ein altes Rezept aus Friesoythe im Oldenburger Münsterland, wo der Kohl jedenfalls grün ist. Da in der Regel größere Mengen Kohl verarbeitet werden, kann eine Wanne zum Waschen sehr nützlich sein. Auch empfiehlt sich die Arbeit im Team für das Waschen, Blanchieren und Schneiden der Kohlblätter.