Die karibische Küche ist eine wunderbare Mischung aus westafrikanischen, europäischen, indigenen und indischen Einflüssen. Durch den Überfluss an Lebensmitteln, den die tropische Vegetation und der umliegende Ozean zur Verfügung stellen, ist sie sehr vielfältig. Die Gerichte sind deftig, würzig-scharf und durch die Verwendung von Maniok, Reis, Süßkartoffeln und Kochbananen durchaus reich an Kohlehydraten.
Nicht nur eine Köstlichkeit, sondern insbesondere auch ein Kuriosum sind die karibischen Currys, die vor allem in den ehemaliegen englischen Kolonien wie Jamaica, Guyana oder Trinidad und Tobago mittlerweile ein Symbol der nationalen Identität geworden sind.
Die weltweite Verbreitung des Curry erhielt einen Schub, als im 19. Jahrhundert im British Empire die Sklaverei abgeschafft wurde, und – eine Abscheulichkeit ersetzte die andere – der Arbeitskräftebedarf durch die Verpflichtung indischer Vertragsarbeiter in Form einer Vertragsknechtschaft gedeckt wurde. Zwischen 1834 und 1917, bis zur Abschaffung dieser Form der Vertragsknechtschaft, emigrierten hiermit bis zu 1,5 Millionen Inder in alle teile des British Empire. So kam mit dem Zustrom indischer Vertragsarbeiter auch die Tradition des Curry in die Karibik.
Curry ist nun allerdings in Indien ein universeller Oberbegriff für alle gewürzten Gerichte in einer Soße. Es existieren hier weder ein spezifisches Gericht „Curry“ (es gibt vielmehr eine Vielzahl an Gerichten mit jeweils unterschiedlichen Namen und Zubereitungsweisen), noch Currypulver. Ein karibisches Curry hingegen wird in der Regel auf der Basis von Currypulver zubereitet, das wiederum eine britische Erfindung war, um die Exotik kolonialer Gewürze mit nach Hause zu bringen.
In der Karibik fanden schließlich indische Curry-Tradition und das britische Currypulver zusammen. Für die indischen Vertragsarbeiter war es zum einen einfacher, auf die in der Kolonie verfügbare britische Gewürzmischung zurückzugreifen, anstatt die erforderlichen Zutaten bei der Anreise mitzubringen. Zum anderen war das Currypulver möglicherweise auch Bestandteil der Lebensmittelrationen, die die Arbeitsverträge oftmals vorsahen.
In Jamaika wird für die Zubereitung von Currys ein Pulver verwendet, das aufgrund des hohen Tumeric-Anteils strahlend gelb ist, oftmals Piment enthält, und recht mild ist. Die Schärfe erhält das Curry üblicherweise durch die separate Zugabe von Scotch Bonnet Pepper, einer Chili-Schote in Form einer Schottenmütze. Nachdem ich auf einem Markt in Kingston ein Currypulver kaufte, und mir der Verkäufer versicherte, dass es bei ihm nur die beste Ware direkt aus Indien gäbe, bin ich überzeugt, dass man für ein authentisches jamaikanisches Curry problemlos ein herkömmliches Currypulver aus jedem Supermarkt verwenden kann. Entscheidend sind die restlichen Zutaten und die Zugabe von Thymian und Piment.
Ein jamaikanischen Curry wird normalerweise mit Ziege, Huhn, Fisch oder Meeresfrüchten zubereitet. Hier gibt es die vegetarische Version mit Kichererbsen.